Biografie Thomas Lengersdorf

Geboren in Oberhausen. Mitten in Pott. Mit Omas und Opas aus K-Ehrenfeld, Oberhausen, Essen und vonne holländischen Grenze. Mit fünf ins Münsterland umgesiedelt worden. Klavier und Kirchenorgel beim Dorforganisten gelernt. Da lernt man Praxis und Modulation. In der Maiandacht. Im Hochamt. Und während der Kommunion. BeeGees moduliert. Auf der Kirchenorgel. Anschließend Anschiss vom Pastor … . Ab 17 Tanzmusik. Auf jeder Menge Schützenfeste. Und im „Heidekrug“. Wo die Bühne rund war und sich drehte. Münsterland. Das beste daran war die Nähe nach Holland hin. Natürlich nur wegen der Musik. In Enschede. Da gab es schon damals höchste B3-Dichte in Europa.

Nach’m Abi bin ich dann aber nach Köln. Da gab’s nämlich ne Bude bei der Großtante. In Ehrenfeld. Geißelstraße. Wohnungssuche war schon Anfang der 80er nicht einfach in Köln: Freitag Abend. Kumpel besetzt eine Telefonzelle. Warten auf den frischen „Stadtanzeiger“. Und dann rotierte die Wählscheibe … .
Universität zu Köln. Volkswirtschaftslehre. Sollte ja was Ordentliches sein. Hielt aber nicht lange. Auch wegen „Canvas“. Alles Porzer Junge. Probe immer Samstag Nachmittag im Kolpinghaus-Keller in Ehrenfeld. Während oben im Saal die neuen Amway-Gläubigen eingenordet wurden. Eigene Stücke haben wir gemacht. Englisch haben wir gesungen. Popstars wollten wir werden. Kam aber die NDW dazwischen.
Nochmal Universität zu Köln. Musikwissenschaften, Germanistik und politische Wissenschaften. Habe mich akademisch mit Musik, Sprache und Gesellschaft auseinander gesetzt. Und sogar was gelernt. Wie man Syntheziser programmiert. Was ein Wolf ist. Bei Instrumenten. Und die Bedeutung der Achtelnote im Frühwerk J.S. Bachs. Nicht zu vergessen die psycho-akustischen Aspekte im Sonatenwerk von W.A. Mozart. Der hat tatsächlich Unterhaltungsmusik gemacht. Der Schlingel. Und beim Komponieren getrunken. Das muss man sich mal vorstellen. Wenn das Bürgertum das gewußt hätte, wäre er nie der bürgerlich-tondichterischen Überhöhung anheim gefallen. Was nicht kann darf, dass kann nicht sein. Musik hab ich natürlich auch gemacht. „Hard-Pop“ mit „DETOXX“. Und manchmal entstehen Freundschaften, die ein Leben lang Bestand haben … .

Ich bin dann kreativ-ökonomisch der Musikinstrumentenindustrie beigetreten. Habe bei dem großen „Y“ aus dem Land der aufgehenden Sonne angeheuert. In deutschen Fußgängerzonen hab’ ich dann kleine Keyboards an die Omma gebracht. Später kamen auch Fußgängerzonen in Österreich und in der Schweiz dazu. Zwischendurch wurde MIDI erfunden. Und das Digitale hielt Einzug in die Musik. Wenn das der Mozart noch erlebt hätte … .
Vor lauter Fußgängerzonen und anderer musikalisch-industrieller Happenings wurde es dann sehr spät mit dem Abschluß. An der Uni. „Magister Artium“. Erster akademischer Grad der geisteswissenschaftlichen Fakultät. M.A. Immerhin.

Ich habe mich dann von mir abgespalten, meine Instrumente und meine Überzeugung verkauft und mich in ordentliche Jobs begeben. Ins Marketing. Manager. Führungspositionen. Hat funktioniert. So wie ich. In Hannover, Crailsheim und Aalen.
2008 reichte es meinem Geist. Der hat zu meinem Körper gesagt: „Sach du et ihm, auf mich hört er ja nich’!“ Ich hab dann mal hingehört. Auch so in mich rein. Bin Coach geworden. War aber eher was Selbsttherapeutisches. Ich habe das sein gelassen und mich auf den langen Weg zurück ins Kreative und zur Musik gemacht. Da war viel „Selbst“ dabei. Ich habe ihn dann gefunden: Country-Rock mit „Tim Allen & The Time Bandits“, Funk & Soul bei „Blechrock“, irgendwas zwischen Country und Blues mit „Jassemine Keye“, Lounge bei „Blue Hour“, Kirchenorgel bei diversen Hochzeiten, dazu Gala-, Tanz- und Barklaviererei – schließlich Lau(n)schmusik. Mit Doris. Im Duo Ehepaar. „WirZweiBeiden“. Ihre Stimme und meine Tasten.

Wenn der Kopf klarer wird, erscheint mehr und mehr Horizont. Und das Heimweh. Nach Heimat. Nach Sprache. Nach Mentalität. Der Kontakt ins Rheinland war nicht verloren gegangen. „Niemals geht man so ganz … .“ Also, Püngel geschnürt und mit Doris zurück ins Rheinland. Dorthin, wo „Kölsch“, dieses regional-ethnologische Idiom, parliert und getrunken wird. Und man einfach zu Hause ist. Jetzt mach’ ich mit Doris Lau(n)schmusik, gebe Klavierunterricht, arbeite als „Bandman“, schreibe und texte für unsere Lau(n)schmusik und für andere Kunden und Gelegenheiten – und so langsam groovt et sich zusammen. In Köln. Und um Köln herum. Hört et Üch aan, m’r freue uns; will sagen: „Tut et Euch ma‘ anhören, tät‘ uns echt freuen“.

P.S.: Sprachethnologisch gesehen bin ich bekennender Immi. Denn ganz, also so richtich, tief in mein Herz, bin ich Pott. Aber wenichstens bin ich in et Rheinland geboren, in Oberhausen / Rheinland. Genau zwischen die blaue Seuche un die gelbe Pest … . Un „wenne Mittwochs überlebs – is Donnerstag“. So isset.